Ästhetische Revolten und Anti-Kunst der 60er Jahre
Donnerstag, 6. Juni 2013 – 18:00
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Grüneburgplatz 1, D – 60323 Frankfurt am Main
Vortrag von Christian Schulte
Die politischen Aufbrüche der späten 1960er Jahre haben in den künstlerischen Formen, die sich am Beginn des Jahrzehnts entwickeln, ihre seismographischen Vorläufer. Im Anschluss an die historischen Avantgarden brechen die Neoavantgarden der Nachkriegszeit (Fluxus, Happening, Performancekunst) aus den Ressorts des Kunstbetriebs aus und stellen den Werkbegriff zur Disposition. Das dérive und détournement der Situationisten, das die Funktionslogik des urbanen Raums durch zielloses Flanieren und zweckentfremdende Interventionen irritieren sollte, ist hier ebenso zu nennen wie Beuys‘ soziale, den Menschen in seiner Potentialität begreifende Plastik oder die ikonoklastischen Ansätze des Autorenfilms, der bei Kristl, Kluge oder Straub/Huillet zu einem „Kino der Erfahrung“ avanciert. All diese Ansätze schließen sich zu einer Versuchsanordnung zusammen, die sich als Kriseninterventionismus mit ästhetischen Mitteln charakterisieren ließe. Ihr Ziel ist die Schulung der Vorstellungskraft.
Ein Vortrag im Rahmen der Friedrich-Hölderlin-Gastvorträge in Allgemeiner und Vergleichender Theaterwissenschaft des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main