Kapitalistische Moderne und Intimität (2005)

Miriam Hansen über vier Filme, die von selbstbewussten Frauen handeln (10 vor 11, 22.08.2005)

Ein junger Mann in Japan erobert Frauen, mit denen er anschließend nichts anfangen kann. Darum geht es in dem Film von Shimizu JAPANISCHE MÄDCHEN AM HAFEN (1933). Eine Frau in Shanghai, einem Mafia-Boss unterworfen, ermöglicht ihrem Sohn die Schulkarriere, in dem sie sich Männern hingibt und strafbar macht. Das ist die Handlung des berühmten chinesischen Klassikers DIE GÖTTIN von Wu Yonggang mit Ruan Lingyu, der chinesischen Garbo (1934). Ein Star (Marlene Dietrich), der sich von einem reichen Mann (Cary Grant) aushalten lässt, liebt niemand so wie ihren Sohn: DIE BLONDE VENUS von Josef von Sternberg (1932). In die gleiche Reihe gehört der wunderbare Film von Max Ophüls über eine gefallene Frau, die ihrem Kind zu einem neuen Vater verhilft. Sie selbst geht in den Tod: OHNE MORGEN (1941).

Prof. Dr. Miriam Hansen, Filmhistorikerin an der Universität Chicago, über diese vier Filme. Die Filme bewegen sich an der Nahtstelle zwischen Stummfilm und Tonfilm. Sie behandeln den Einbruch der Moderne in eine traditionelle Gesellschaft. Ausgetragen wird dieser Riss des persönlichen Lebenslaufes in der Intimität, und die Wunden sind umso bitterer je selbständiger die Frauen sind, die so etwas aushalten müssen.

Miriam Hansen über den Einbruch der kapitalistischen Moderne in die Intimität.

(Presseaussendung zur Folge)

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