Einar Schleef inszeniert Bert Brecht am Berliner Ensemble auf ungewöhliche Weise (10 vor 11, 17.06.1996)
Nach seinem Riesenerfolg „Wessis in Weimar“ hat Einar Schleef jetzt im Berliner Ensemble Brechts „Puntila und sein Knecht Matti“ inszeniert. In der Zwischenzeit hatte er sich u.a. intensiv mit einer szenischen und textlichen Umsetzung von Richard Wagners PARSIFAL beschäftigt.
Obwohl in PUNTILA kein Wort gesprochen wird, das nicht von Bert Brecht stammt, ist das Stück in Schleefs Fassung auf ungewöhnliche Weise verändert. An die Stelle des Klassenkampfs tritt die elementare Beziehung zwischen einem mächtigen, aber gesellschaftlich bereits dem Untergang geweihten Vater und seiner Tochter, die in allem Abbild des Vaterwillens ist, aber sich als Opfer auf keinen Fall missbrauchen Lässt. Den Vater spielt Einar Schleef selbst, die Tochter spielt Jutta Hoffmann. Diese beiden Figuren treten absolut in den Vordergrund. Sie sind umgeben durch ein ganzes Volk von Knechten (Knecht Matti besteht aus mehreren Personen), Bräuten und Mägden, die Zwischen Sauna und Fronarbeit ihr Glück suchen.
Das Drama hat ebenso viel zu tun mit WOTAN und BRUNHILDE, wie mit AGAMEMNON und IPHIGENIE und PUNTILA und seiner Tochter Eva. Freikorps, Femegerichte, Männerphantasien, Baltikum 1919, der Brand von Paris – dies die umgebenden Schatten.
Einar Schleef und Jutta Hoffmann berichten über ihre Arbeit. Auffällig ist die Nähe der Inszenierung zum Musiktheater und zu den Klassikern. Ein Steinbruch neuer Möglichkeiten.
(Presseaussendung zur Folge)
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