Wer es ernst meint, muss Gas geben (2000)

Christoph Schlingensiefs „Werkzeugkasten der Geschichte“ (News & Stories – Doppelmagazin, 02.04.2000)

Zunächst besuchte Christoph Schlingensief die U.S.A.: „Deutschland versenken“. Am 9. November kniete der Theater- und Filmemacher vor der Freiheitsstatue in New York und tat „Abbitte für Deutschland“. Mit seiner Bühnenbildnerin Nina Wetzel besuchte er die Kosovo-Lager in Mazedonien. Dieses Lager bauten er und Nina Wetzel auf der Hinterbühne der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin als Dekoration nach. Auf der Vorderbühne war die Dekoration zu Schlingensiefs BERLINER REVUE zu sehen (mit Fahrstuhl, Bühnenbild: Anna Viebrock). Die so vorbereitete und ausgestattete Schlingensief-Festnacht mit dem Titel WERKZEUGKASTEN DER GESCHICHTE gehört zu den Höhepunkten in Schlingensiefs Aktivitäten. Etwa 40 Mitwirkende bewegen sich vor dem stark reagierenden Publikum. Darunter finden sich das Berliner Richard-Wagner-Doppelquartett, Käthe Reichel als Heilige Johanna der Schlachthöfe, der Zirkus Sperling, die Musikkapelle Klezc-Mischpoche, die Ministerin a.D. Regine Hildebrandt, die Sängerin Helga Stöwhase, der Castorf-Schauspieler und Kanzlerdarsteller Bernd Schütz und die Chorgemeinschaft „pro musica“ Treptow e.V.. Eine bunte und musikalische Revue.
Christoph Schlingensief gehört mit seinen Filmen DAS DEUTSCHE KETTEN-SÄGENMASSAKER, TERROR 2000 oder dem Helge-Schneider-Film MUTTER’S MASKE zur absoluten Avantgarde. Seine Theaterproduktionen 100 JAHRE CDU, ROCKY-DUTSCHKE-SHOW, KAMPF UM EUROPA und jetzt WERKZEUGKASTEN DER GESCHICHTE erfreuen sich starker Resonanz. Weil seine Arbeiten zupackend, situationskomisch und oft lautstark sind, werden sie in ihrer kritischen Tragweite oft unterschätzt. In einem Gespräch mit Alexander Kluge erläutert Christoph Schingensief seine Grundgedanken und seinen Leitsatz „Wer es ernst meint, muß Gas geben“. Mit Backstage-Ausschnitten aus der Revue WERKZEUGKASTEN DER GESCHICHTE.

(Presseaussendung zur Folge)

Laufzeit: 1:30:07