Zerstreuter Examinator

Mark Fishers Popbühnen und die Interaktion mit dem Massenpublikum

Dienstag, 24. Juni 2014 – 16:45
tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft – Schreyvogelsaal Hofburg, Batthyanystiege, A – 1010 Wien

In der Schlusspassage des Kunstwerk-Aufsatzes analysiert Walter Benjamin die Wirkung des filmischen Mediums auf die Massen. Er fasst seine Beobachtungen in der Wendung zusammen, das Publikum sei ein Examinator – und fügt dann ergänzend hinzu, aber ein zerstreuter. Diese Wendung ist wegweisend und trifft keineswegs nur auf das Kino zu, sondern lässt sich auch auf die modernen Formen der Video-Walls und Bühnenkonstruktionen beziehen, ohne die heute Massenereignisse nicht denkbar wären. Einer der einflussreichsten Bühnenarchitekten für Popkonzerte war Mark Fisher (1947-2013) und dessen Stufish-Studio. Am Beispiel seiner Arbeiten für die Gruppe U2 möchte ich darlegen, wie Fisher und U2 das Motiv des zerstreuten Examinators aufgreifen und zeigen, wie sie auf die Zeit Benjamins rekurrieren.

Vortrag von Andreas Becker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Frankfurt am Main; Autor von Erzählen in einer anderen Dimension. Zeitdehnung und Zeitraffung im Spielfilm (2012).