Publikationsreihe: Alexander Kluge-Jahrbuch

Enzyklopädist, »Chronist des Jahrhunderts«, »Erzähler der Kritischen Theorie«, »der einzige Projektemacher großen Formats, den wir heute haben« (Habermas) – so lauten Berufsbezeichnungen, mit denen Alexander Kluge in den letzten Jahrzehnten bedacht wurde. Es handelt sich dabei um Orientierungsversuche angesichts eines Œuvres aus literarischen, filmischen, theoretischen und televisuellen Arbeiten, das über die Jahrzehnte zu einem kaum noch zu überschauenden Gebilde angewachsen ist. Das Alexander Kluge-Jahrbuch wird – durch die Veröffentlichung neuer Texte des Autors – die weitere Werkgeschichte abbilden, Ergebnisse der internationalen Kluge-Forschung und Dokumente aus früheren Werkphasen präsentieren und so Einblicke in Kluges Arbeitsweise geben. Jeder Band wird eine aktualisierte Bibliografie der Primär- und Forschungsliteratur sowie Videografie enthalten.

Das Alexander Kluge-Jahrbuch wird herausgegeben von Richard LangstonGunther Martens, Vincent Pauval, Christian Schulte und Rainer Stollmann.

Bisher bei V&R unipress erschienen:
Vermischte Nachrichten. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 1 (2014)
herausgegeben von Richard Langston, Gunther Martens, Vincent Pauval, Christian Schulte, Rainer Stollmann

Glass Shards. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 2 (2015)
herausgegeben von Richard Langston, Gunther Martens, Vincent Pauval, Christian Schulte, Rainer Stollmann

Formenwelt des Dialogs. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 3 (2016)
herausgegeben von Christian Schulte, Winfried Siebers, Valentin Mertes, Stefanie Schmitt 

Stichwort Kooperation: Keiner ist alleine schlau genug. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 4 (2017)
herausgegeben von Rainer Stollmann, Thomas Combrink, Gunther Martens

Von Sinn(en) und Gefühlen. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 5 (2018)
herausgegeben von Vincent Pauval, Herbert Holl, Clemens Pornschlegel  

The Poetic Power of Theory. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 6 (2019)
herausgegeben von Richard Langston,  Leslie A. Adelson,  N.D. Jones, Leonie Wilms

Plurale Autorschaft. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 7 (2020)
herausgegeben von Christian Schulte, Birgit Haberpeuntner, Melanie Konrad

Trauerarbeit / Maulwurf Krieg. Alexander Kluge-Jahrbuch, Band 8 (2021)
herausgegeben von Rainer Stollmann, Vincent Pauval, Gunther Martens

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Die Idee, ein Alexander Kluge-Jahrbuch zu realisieren, entstand im Rahmen der Internationalen Konferenz »Reading/Viewing Alexander Kluge’s Work«, die im Dezember vergangenen Jahres in Liège stattfand. Zahlreiche Vorträge in französischer, deutscher und englischer Sprache aus verschiedenen Disziplinen thematisierten dort Aspekte des Gesamtwerks, aus dem auch Auszüge in Form einer Lesung und diversen Screenings von Filmen und Fernsehmagazinen präsentiert wurden. Wie auch schon bei den Kluge-Tagungen in Princeton (2004), Wien (2010), Clermont-Ferrand (2012) und an der Berliner Humboldt-Universität (2012) wurde vor allem das Bedürfnis nach internationalem Austausch deutlich. Die zunehmende Zahl an Übersetzungen von Kluges Prosabänden und theoretischen Arbeiten sowie die in mehreren Sprachen untertitelten Filmeditionen belegen das wachsende Interesse an Kluges Werk über den deutschsprachigen Raum hinaus.

Dies mag daher rühren, dass im Zeitalter der Globalisierung und der digitalen Medien die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen unmittelbarer Erfahrung auf ganz neue Weise in den Vordergrund gerückt ist. Und genau diese Frage ist es, die sich durch Alexander Kluges gesamtes Werk zieht. Dessen verschiedene Segmente – Literatur, Film, Fernsehen, Theorie – werden nicht nur von der Handschrift eines Autors zusammengehalten, sie assoziieren sich vielmehr zu einem denkbar weit ausgreifenden Reflexionsraum, in dem kaum ein Ereignis der Kultur- und Zeitgeschichte unberücksichtigt bleibt. Ergebnisse der Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften werden in der Art eines Hypertextes mit poetisch-künstlerischen Wissensformen verschaltet – stets unter dem Gesichtspunkt, wie in einer unübersichtlichen Wirklichkeit Selbstbewusstsein, Vertrauensverhältnisse, Denk- und Handlungsspielräume und letztlich eine auf Partizipation basierende Öffentlichkeit hergestellt werden können. Kluge betreibt eine Mikro-Geschichtsschreibung aus der subjektiven Innen-Perspektive heraus, deshalb sind für ihn die einzelnen Lebensläufe der Schauplatz aller Weltverhältnisse, ist das Private prinzipiell politisch und eine diese Trennungen überwindende Öffentlichkeit das eigentliche Desiderat.

In einem Fernsehporträt, das zum 70. Geburtstags Alexander Kluge ausgestrahlt wurde, charakterisierte Jürgen Habermas den Freund als »den einzigen Projektemacher großen Formats, den wir heute haben.« Und in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Büchner-Preises an Kluge fand Jan Philip Reemtsma angesichts der Schwierigkeit, das multimediale Werk des Preisträgers auf den Begriff zu bringen, letztlich nur die Bezeichnung »Gattung Kluge«. Die hier angesprochene Singularität des Phänomens Kluge wurde auch von der verstorbenen amerikanischen Essayistin Susan Sontag hervorgehoben: »Novelist, short story writer, film director, ruminator, chronicler, TV and radio producer, pedagogue, political theorist – Alexander Kluge is a gigantic figure in the German cultural landscape. He exemplifies – along with Pasolini – what is most vigorous and original in the European idea of the artist as intellectual, the intellectual as artist, that flourished in the second half of the twentieth century. More than a few of Kluge’s many books and films are essential, brilliant achievements. None are without great interest.«

Das Alexander Kluge Jahrbuch versteht sich als Plattform für den oben angesprochenen Austausch. Es wird in Gestalt neuer Texte Alexander Kluges die weitere Entwicklung der Werkgeschichte abbilden und in Essays und Rezensionen Ergebnisse der internationalen Kluge-Forschung zusammentragen. In der Rubrik »Dokumente« wird es Materialien aus früheren Werkphasen präsentieren und somit Einblicke in Kluges Arbeitsweise ermöglichen. Das können faksimilierte Textvarianten sein, aber ebenso Transkriptionen einzelner Fernsehdialoge. Schließlich wird jeder Band eine aktualisierte Bibliografie (der Primär- und Forschungsliteratur) und Videografie (der dctp-Produktionen) enthalten.

Advisory Board:

Leslie Adelson
Grégory Cormann
Astrid Deuber-Mankowsky
Devin Fore
Tara Forrest
Jeremy Hamers
Karin Harrasser
Stefanie Harris
Michael Jennings
Gertrud Koch
Céline Letawe
Helmut Lethen
Susanne Marten
Christopher Pavsek
Mark Potocnik
Eric Rentschler
Winfried Siebers
Ruth Sonderegger
Ulrike Sprenger
Georg Stanitzek
Joseph Vogl