Christian Schulte: Vlado Kristl. Die Zerstörung der Systeme

Christian Schulte

Vlado Kristl. Die Zerstörung der Systeme

Berlin: Verbrecher Verlag 2010

Vlado Kristl war das, was man im heutigen Wissenschaftsjargon einen intermedialen Autor nennt – Maler und Zeichner, Schriftsteller und Filmemacher und in diesen verschiedenen Rollen immer auch: Performance-Künstler. Dieser große Vergessene der Kunst der 60er und 70er Jahre passte in keine Schublade. Seine Bilder, Filme und Texte sowie ihre zahlreichen und unberechenbaren Kreuzungen sind Manifeste einer unablässigen Abräumtätigkeit; ästhetische Formen, an denen eingeübte Rezeptionsroutinen zuverlässig abprallen und denen ihr eigener – ebenso zuverlässig vermiedener – Erfolg Anlaß eines Generalverdachts wäre. Als alle von der Erneuerung des deutschen Films sprachen, machte Kristl „Nicht-Filme“. Als die Erneuerer die Partizipation des Zuschauers auf die Tagesordnung setzten, proklamierte er gleich dessen Abschaffung: „Tod dem Zuschauer“. Kunst, so Kristl, hat unbrauchbar zu sein, sich allen Zwecksetzungen zu entziehen, und nur als Zeugnis solcher Verweigerung kann sie Ausdruck einer Lebensform sein, die sich als Selbstsuche in Permanenz begreift. Diese radikale Haltung hat Kristl sein Leben lang durchgehalten und in seiner Arbeit bezeugt. Der vorliegende Essay unternimmt den Versuch einer Annäherung.

Quelle und Bestellmöglichkeit: Verbrecher Verlag